Rückenschmerzen sind Volkskrankheit Nr. 2 in Deutschland. Eine Ursache für Rückenschmerzen und weitere gravierendere Probleme kann eine Blockade des ISG (Iliosakralgelenk) sein.
Auf dieser Seite finden Sie viele Informationen bzw. häufig gestellte Fragen rund um das ISG.
Wichtig für Betroffene: Bei länger anhaltenden und/oder sehr starken Schmerzen im Rücken mit Lähmungserscheinungen oder ausstrahlenden Schmerzen in die Beine, ist es unbedingt notwendig einen erfahrenen Facharzt aufzusuchen und die Ursachen hierfür abklären zu lassen.
Was ist das ISG?
Es handelt sich um eine Abkürzung des lateinisch geprägten medizinischen Fachbegriffes „Ilio-Sacral-Gelenk“. Allerdings wird üblicherweise bei der Bezeichnung von Gelenken der körpernahe Gelenkpartner zuerst genannt. Demgemäß lautet der deutschsprachige Begriff auch „Kreuz-Darmbein-Gelenk“ und spricht man in der Manuellen Medizin auch vom „Sacro-Iliacal-Gelenk (SIG). Es handelt sich um die beiden Gelenke zwischen dem Kreuzbein (os sacrum) und den beiden Beckenhälften (os ileum). Dabei steht das alt-deutsche Wort „Bein“ für Knochen, was im lateinischen „os“ entspricht.
Was bedeutet ISG-Blockierung?
Welche Symptome sprechen für eine Blockierung des ISG?
Welche Krankheiten könnten fälschlicherweise als ISG-Blockierung gedeutet und übersehen werden?
Sehr häufig führen Erkrankungen der Wirbelsäule, die eine eigenständige Diagnostik und Therapie erfordern, unter anderem auch zu einer ISG-Symptomatik. Dazu gehören v. a. Spinalkanalstenose, Osteochondrose, Spondylarthrose, Wirbelgleiten, aber auch Bandscheibenvorfälle. Auch kann ein Knochenbruch im Becken vorliegen. Gerade bei Osteoporose ist so etwas auch ohne Unfall möglich. Ein chiropraktisches Manöver könnte in so einem Fall schlimme Folgen haben. Grundsätzlich ist es nicht einfach zu erkennen, welches Problem welche Symptomatik hervorruft. Zwecks effektiver Behandlung gilt immer die schwierige Frage nach der Ursächlichkeit („Henne oder Ei“). Andere Beispiele für (Fehl-)diagnosen sind innere Erkrankungen, Leistenhernien und neurologische Erkrankungen.
Wie kommt es zu einer ISG-Blockierung? Bin ich selber daran schuld? Was kann man tun, um sowas zu verhindern?
Die Ursache für eine Blockierung ist grundsätzlich muskulär. Warum die Muskulatur verkrampft, kann sehr viele unterschiedlichste Ursachen haben. Stark vereinfacht kann man sagen, dass jede Form von Stress dazu führen kann. Der Stress kann sowohl physisch (körperlich), als auch psychisch (seelisch) sein. Sehr häufige Ursachen sind z. B. lange Autofahrten und das berufliche Sitzen am Schreibtisch sowie Bettlägerigkeit bei Erkältung oder nach einer OP. Typisch sind auch Stürze oder Verkehrsunfälle. Verheben beim Möbelrücken oder Einkaufen kann leicht eine Ursache sein. Derartiges gehört selbstverständlich zum Leben und übermässige Belastungen sind darum nicht leicht vermeidbar. Immer müssen aber auch als wesentliche Ursache ungelöste seelische Konflikte, zwischenmenschliche Auseinandersetzungen, Überforderung in jeder Form in Betracht gezogen werden. Da die Blockierung letztlich durch Verspannung hervorgerufen wird, sollte man in jeder Hinsicht auf Entspanntheit achten bzw. für Entspannung sorgen.
Verschwindet eine ISG-Blockierung wieder früher oder später von allein?
In den allermeisten Fällen legt sich die muskuläre Verspannung von allein und das Gelenk wird langsam wieder frei. Oft geschieht dies auch mit einem entsprechend erleichternd empfundenen Geräusch. Dies ist dadurch zu erklären, dass der Druck im Gelenk sich schlagartig ändert, was ein Schallphänomen auslöst. Dieses „Knacken“ verspricht darum für viele Betroffene die ersehnte Erlösung. Es fühlt sich an, als sei das Gelenk aus einer Fehlstellung wieder zurückgesprungen. Dem ist aber nicht so! Eine echte Verrenkung (Luxation) stellt nämlich ein sehr ernsthaftes Problem dar, da sie meist mit schweren Weichteil-Verletzungen einhergeht. Die Reposition (Einrenken) zieht umfangreiche Weiterbehandlung nach sich. Bei ISG-Blockierung empfiehlt es sich, eher spazieren zu gehen als viel zu sitzen, auf Entspannung in jeder Hinsicht zu achten und bestimmte Atem-Dehn-Übungen zu machen, die sehr leicht zu erlernen sind.
Wie wird eine ISG-Blockierung behandelt?
Eine ISG-Blockierung kann chronifizieren, d. h. sie geht einfach nicht mehr weg. Es gibt viele Fälle, in denen ein Unfall vor vielen Jahren die Ursache war und nie die richtige Diagnose gestellt wurde. Diese ist natürlich entscheidend, damit überhaupt die richtige Behandlung stattfindet. Wenn die Blockierung nicht von allein oder durch Physiotherapie und erlernte eigenständige Übungen verschwinden, suchen viele Patienten von sich aus Chiropraktoren und Osteopathen auf. Sollten auch diese keine Lösung bewirken, kann eine Blockierung vom versierten Chirotherapeuten (Arzt mit zertifizierter Ausbildung und Zusatzbezeichnung) durch Manipulation gelöst werden. Oft resultiert sofortige Schmerzfreiheit, meist klingen die Beschwerden aber über mehrere Tage langsam ab. Anwendung von Wärme und Kälte im Wechsel, Laser-Therapie oder muskelentspannende Medikamente sind Beispiele für flankierende Maßnahmen in schwierigen Fällen.
Muss eine ISG-Blockierung gespritzt werden?
Die Behandlung einer Blockierung sollte grundsätzlich manuell erfolgen. Mit geübter Hand gelingt die Entspannug der Muskulatur und damit die Befreiung des Gelenks in der Regel problemlos. Bei Arthrose des ISG ist die Blockierung meist nur ein Symptom und spielt die Injektion von Medikamenten eine wichtige Rolle in der ursächlichen Therapie. In bestimmten, besonders schmerzhaften Fällen von einfachen Blcokierungen können betäubende Spritzen helfen, die Muskulatur zu entspannen.
Kann ich selber die Blockade lösen?
Die meisten Menschen dehnen und strecken sich intuitiv bei einer Blockierung – meist erfolgreich. Oft verschwinden die Blockierungen auch von selbst. Gute Übungsanleitungen zur Mobilisation des ISG und der Wirbelsäule finden sich in grosser Zahl im Internet und in Büchern. Im Grundsatz sind sich alle Übungen sehr ähnlich. Entscheidend für den Erfolg, oft aber wenig beschrieben, ist die richtige Atemtechnik verbunden mit bewusster Entspannung von Körper und Geist. Diese macht sich auch der Therapeut bei der Behandlung zunutze und schult dabei die Patienten. Je besser der Patient locker lassen kann, desto effektiver ist die Behandlung.
Was geschieht, wenn eine ISG-Blockierung unbehandelt bleibt?
Häufige Folge einer längerfristigen einseitigen ISG-Blockierung ist im Rahmen der dadurch entstehenden Fehlbelastung eine Blockierung der benachbarten Gelenke. Die Konsequenz einer gegenläufigen Blockierung des anderen ISG ist die sogenannte Beckenverwringung. Diese führt zu einer variablen Beinlängendifferenz, d. h. die Länge der Beine variiert beim Gehen mit jedem Schritt. Mal ist das eine, mal das andere Bein länger oder kürzer. Auf keinen Fall darf hier ein Beinlängenausgleich mittels Einlagen oder Absatzerhöhung erfolgen, da dies die Problematik verschlimmern würde. Blockierungen der Wirbelsäule sind oft unvermeidbare Folge einer ISG-Blockierung oder auch umgekehrt. Ist die gesamte Wirbelsäule, manchmal auch die Extremitäten, in einem bestimmten Muster betroffen, spricht man von Verkettungssyndrom. Diese erfordert gründliche manualmedizinische Diagnostik und sorgfältige Therapie. Bleibt ein Teilbereich unbehandelt, bestehen also einzelne Blockierungen fort, schaukelt sich die Problematik alsbald wieder auf (Rezidiv). Dies kann der Grund sein, warum trotz mehrfacher chiropraktischer und osteopathischer Behandlung keine dauerhafte Besserung erzielt wird. Ein erfahrener ärztlicher Chirotherapeut kann hier eventuell helfen.