Rückenschmerzen sind Volkskrankheit Nr. 2 in Deutschland. Oftmals werden Rückenschmerzen sehr schnell mit der Bandscheibe bzw. einem Bandscheibenvorfall in Verbindung gebracht. Dabei ist eine Bandscheibe bzw. ein Bandscheibenvorfall nicht immer automatisch die eigentliche Ursache für die Schmerzen oder die Berschwerden.
Als einen ersten Ankerpunkt für allgemeine Informationen bzw. häufig gestellte Fragen rund um die Bandscheibe bzw. einen Bandscheibenvorfall haben wir nachfolgend wichtige und interessante Punkte zusammen gestellt.
Wichtig für Betroffene: Diese Informationen ersetzen nicht die Diagnose und Behandlung durch einen qualifizierten Arzt/Facharzt und dienen nicht zur Selbstdiagnose bzw. Selbstbehandlung.
Bei länger anhaltenden und/oder sehr starken Schmerzen im Rücken mit Lähmungserscheinungen oder ausstrahlenden Schmerzen in die Beine, ist es unbedingt notwendig einen erfahrenden Facharzt aufzusuchen und die Ursachen hierfür abklären zu lassen.
Video: Entfernung eines Bandscheibenvorfalls
Patienten für Patienten: Patientenerfahrung Bandscheibenvorfall
Häufige Fragen: Bandscheibenvorfall
Der äussere Faserring einer Bandscheibe kann einreissen. Durch das Loch tritt weiches gallertartiges Kerngewebe in den Rückenmarkanal aus, fällt also vor. Die natürliche Abwehrreaktion auf diesen Fremdkörper kommt einer lokalen Entzündung gleich. Dies geht mit einer Reizung der benachbarten Nerven einher und kann zu Schmerzen und zu neurologischen Ausfallerscheinungen führen, auch ohne dass ein Nerv direkt eingeklemmt ist.
Grundsätzlich kann ein Bandscheibenvorfall durchaus starke, mitunter sehr starke Schmerzen, und auch Lähmungserscheinungen provozieren. Es kann aber auch sein, dass ein Bandscheibenvorfall vorliegt, dieser aber nicht Ursache für Rückenschmerzen ist. Hier kann eine andere Ursache, wie z.B. ein Verkettungssyndrom (hier mehr dazu…) die Grundlage für die Beschwerden sein.
Wichtig ist die eingehende Anamnese durch einen Spezialisten mit konsequenter Analyse einschließlich bildgebender Verfahren (z.B. MRT). Nur auf die Weise können die tatsächlichen Schmerzauslöser bestimmt und eine effektive Therapie empfohlen werden.
Die Gründe für die Entstehung eines Bandscheibenvorfall sind vielfältig. Übergewicht, Bewegungsmangel, Überlastung, wiederkehrende gleichförmige Belastung und Unfälle haben ihren Einfluss. Vermeidung derselben ist sicherlich sinnvoll, um die Wahrscheinlichkeit der Entstehung eines Bandscheibenvorfalls zu reduzieren. Körperliche Fitness und die richtige Haltung sind definitiv von Vorteil, aber auch kein Garant. Es lässt sich nie mit Bestimmtheit sagen, warum ein Bandscheibenvorfall entstanden ist, da genetische Faktoren und wohl auch der Zufall ebenfalls eine große Rolle spielen. In der Regel ist ein Bandscheibenvorfall als schicksalhaft anzusehen.
In der Tat reichen sehr oft die körpereigenen Abwehrkräfte aus, um einen Bandscheibenvorfall wieder abzubauen. Symptome gehen dann meist sukzessive innerhalb von Tagen bis Monaten wieder deutlich oder ganz zurück. Es kann aber auch sein, dass der Vorfall unverändert bestehen bleibt, oder sogar schlimmer wird. Da der individuelle Fall immer durch viele einzelne Faktoren unterschiedlich beeinflusst wird, gilt es, die Tendenz zu erfassen, um eine Prognose abgeben zu können. Verallgemeinernde Aussagen über statistische Häufigkeiten sind in diesem Zusammenhang nicht hilfreich, sondern irreführend.
Die Behandlungsmöglichkeiten bei Bandscheibenvorfall sind vielfältig. Sie reichen von rein konservativen über interventionellen zu operativen Verfahren. Im Vordergrund steht die Beseitigung der Symptome. Nicht jeder Bandscheibenvorfall verursacht auch Beschwerden. Für den Patienten sind die Schmerzen wesentlich. Für den Arzt sind es aber auch neurologische Ausfallerscheinungen, über die der Patient sich oft selbst nicht im Klaren ist. Spezialisten verfügen über eine große therapeutische Bandbreite und die Behandlung ist individuell unterschiedlich. Idealerweise folgt die Behandlung einem individuellen Plan, der entsprechend den Besonderheiten des Falles auf den einzelnen Patienten zurechtgeschnitten ist.
Durch keine rein konservative Methode kann ein Bandscheibenvorfall selbst direkt beeinflusst werden. Das Verschwinden eines Bandscheibenvorfalls ist ein biologisch-chemischer Vorgang. Dessen Unterstützung durch verschiedene Heilmethoden ist denkbar, aber nicht nachgewiesen. Eine mechanische Rückführung des Bandscheibenvorfall in das Innere der Bandscheibe ist nicht möglich. Zwar können muskulär bedingte Symptome durch aktive und passive Behandlung sehr gebessert werden. Leistungsdruck ist dabei aber keinesfalls sinnvoll, vielmehr jedwede Art der Entspannung.
Wenn der dauerhafte Verlust einer Nervenfunktion droht, wenn Schmerzen unerträglich sind und/oder wenn eine intensive konservative Behandlung zu keinerlei andauernder Besserung der Symptomatik führt, ist die chirurgische Entfernung eines Bandscheibenvorfalls dringend zu empfehlen. In einer solchen Situation nicht zu handeln stellt das größere Risiko dar, als der operative Eingriff. In der Abwägung von möglichen Komplikationen und zu erwartendem Nutzen überwiegen die Vorteile einer modernen mikrochirurgischen Operation bei Weitem.
Der Zugang zur Wirbelsäule erfolgt über einen möglichst kleinen Schnitt in der Haut. Ob endoskopisch oder mikroskopisch, das Verfahren ist immer mikrochirurgisch. D. h., mit äußerst kleinen Instrumenten werden genau soviel Knochen und Weichgewebe entfernt, dass mit einer winzigen Fasszange der Bandscheibenvorfall gegriffen und an den Nerven vorbei herausgezogen werden kann. Das Ganze erfolgt unter mehrfacher optischer Vergrößerung,so dass auch kleinste Strukturen vom Operateur scharf gesehen werden. Insbesondere durch diesen Fortschritt ist die moderne Wirbelsäulenchirurgie viel besser und Komplikationen seltener als früher.
Die Periradikuläre Therapie beinhaltet das Applizieren von Medikamenten in die Nähe einer Nerven-Wurzel (lat.-radix) mittels einer Nadel („Spritze“). Bei der Durchführung gibt es aber erhebliche qualitative Unterschiede. Technik, Präzision, Applikationsort, Medikamente, Dosis u. s. w. variieren von Behandler zu Behandler stark. Wenn präzise durchgeführt, hat eine PRT hohen diagnostischen und therapeutischen Wert. Sie sollte darum im CT erfolgen und dokumentiert werden.
Grundsätzlich besteht in der Chirurgie immer das Risiko umgebende Strukturen zu verletzen. Dies gilt umso mehr wenn es sich dabei um Nerven handelt. Früher erfolgten Eingriffe an der Wirbelsäule technisch anders und wesentlich gröber. Moderne Wirbelsäulenoperationen werden unter dem hochauflösenden Mikroskop mit besonders feinen Instrumenten äußerst schonend durchgeführt. Verletzungen von Nerven sind damit nicht völlig ausgeschlossen, aber sehr selten. Natürlich hängt die Sicherheit eines Verfahren in erster Linie vom Operateur, seinem Geschick, seiner Erfahrung und seinem Verantwortungsbewusstsein ab. Dies vorausgesetzt, ist die häufig zitierte Angst vor dem Rollstuhl unbegründet. Denn, gemessen an der hohen Zahl von Wirbelsäuleneingriffen insgesamt kommt es zu verhältnismäßig wenig Komplikationen.
Wie bei jeder invasiven Maßnahme müssen insbesondere bei Kathetern, die mehrere Tage in der Wirbelsäule verbleiben sollen, Risiken und Nutzen streng gegeneinander abgewogen werden. Da Entzündungen und lebensgefährliche Vereiterungen von Rückenmark und Gehirn möglich sind, sollte eine solche Katheter-Behandlung nur in begründeten Ausnahmefällen und unter höchst sterilen Bedingungen erfolgen.
Die Laser-Behandlung von Bandscheibenleiden ist nur in wenigen speziellen Fällen erfolgversprechend. In vielen Fällen ist sie sogar kontraindiziert, d. h. das Verfahren darf dann nicht angewendet werden. Trotz der verführerischen Idee einer schonenden Heilung durch Licht bestehen erhebliche Gefahren und sind unverhältnismäßige Komplikationen möglich. Diese Form der Behandlung ist darum nur im besonderen Einzelfall zu befürworten.
Sehr weiche Bandscheibenvorfälle lassen sich tatsächlich absaugen. Da man die Konsistenz des Gewebes aber nicht sicher vorhersagen kann, hat man es früher chemisch zersetzt und gleichzeitig abgesaugt. Dieses Verfahren hat man wegen diverser Unsicherheiten wieder verlassen. Noch weniger invasiv ist die Endoskopie.