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Läuft wie geSCHMIERT – Salben, Tabletten, Spritzen bei Rückenschmerzen

 

Eine falsche Bewegung im Haushalt, ein ungewollter Sturz beim Skifahren,  eine zu hohe Last gehoben; alles mögliche Auslöser für Rückenschmerzen. Die medizinischen Grundlagen sind mitunter: ein Hexenschuss – eine Stauchung der Wirbelkörper, vielleicht sogar ein Wirbelkörperbruch – ein Bandscheibenvorfall. Unterschiedliche Ursachen, unterschiedliche Diagnosen, eine Gemeinsamkeit: Schmerzen im Rücken. Man muss aber natürlich nicht immer sofort vom gravierendsten Fall ausgehen. Die meisten Betroffenen versuchen darum, sich selber mit vorhandenen „Bordmitteln“ zu versorgen. Was kann wie helfen und, warum der Gang zum Spezialisten sinnvoll ist, ist Thema dieses Beitrags.

 

Grundsätzlich ist Ziel bei der Behandlung von Schmerzen und Entzündungen, diese abklingen zu lassen und dem Körper bei der Heilung zu helfen. Dafür setzen Ärzte bestimmte Medikament mit schmerzlindernden bzw. entzündungshemmenden Wirkstoffen ein. Diese Wirkstoffe können auf verschiedene Arten verabreicht werden:

 

  1. Indirekt über die Haut in Form von Salben, Gelen oder Lotionen
  2. Indirekt über den Magen in Form von Tabletten
  3. Direkt durch eine Injektion an den Ort des Geschehens

 

Zu den weitverbreitetsten „Eigen“-Behandlungsmethoden gehören Salben und Gele; bekannt, genutzt und vor allem auch gelernt. Die Werbung zeigt es auch immer wieder: Ein Schmerz, Salbe drauf und weiter geht es. Ja, manchmal kann es so einfach gehen.

Es ist mir vor Jahren auch selber passiert: ein heftigerer Sturz beim Skifahren; ein geschwollenes Bein; nichts ging mehr –  aber das Skiwochenende sollte weitergehen. Dabei half ein bekanntes Schmerz- und Entzündungsgel. Abends eingecremt trat sofort angenehme Kühle ein und am nächsten Morgen war der Schmerz und die Schwellung so deutlich zurückgegangen, dass es wieder auf die Piste gehen konnte. Die blauen Flecke brauchten trotzdem noch Zeit zum Verschwinden.

 

Durch das Auftragen der Salbe (gemeint sind hier aber genauso Crèmes, Gele und Lotionen) auf die Haut wird der Wirkstoff ins Gewebe und das Blut aufgenommen. Von hier wandert der Wirkstoff dann zur eigentlichen Problemstelle. Klarer Vorteil dieser Behandlung: Man kann eine breite Auswahl Salben mit verschiedensten Wirkstoffen rezeptfrei in der Apotheke kaufen und diese nach Belieben auftragen. Oftmals haben diese Gele und Lotionen einen kühlenden oder wärmenden Effekt, der sofort zu spüren ist. Ein Nachteil der Behandlung in dieser Form: Der Wirkstoff muss zuerst einen relativ weiten Weg von der Haut zur Schmerzstelle zurücklegen. Dann muss aber auch noch genügend Wirkstoff ankommen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Pharmakologen bezweifeln, das dies an den meisten Anwendungsorten auch der Fall ist.

 

 

Eine andere verbreitete Behandlungsmethode sind Tabletten; oftmals von derselben Marke wie die Salben. Der Wirkstoff ist mitunter auch derselbe, nur die Verabreichungsform unterscheidet sich. Der Wirkstoff wird über die Magenschleimhaut in die Blutbahn aufgenommen und wird dann im ganzen Körper verteilt. Er erreicht auch den eigentlichen Schmerz- bzw. Entzündungsherd, aber eben auch nicht nur den. Ebenso wie bei den Salben muss der Wirkstoff einen längeren Weg zurücklegen und genauso die richtige Konzentration an der richtigen Stelle aufgebaut werden. Da die Tabletten zumeist mit einer höheren Wirkstoffkonzentration versehen sind, sollten die die Verabreichung, Dosierung und auch möglich Nebenwirkungen und die Wechselwirkung mit anderen einzunehmenden Medikamenten eigentlich von einem Arzt geprüft werden. Daher sind die meisten dieser Medikamente in Deutschland auch verschreibungspflichtig und nicht einfach so ohne Rezept zu erwerben. Aber viele Medikamente sind frei verkäuflich und werden daher auch unkritisch benutzt. Auch hier suggeriert die Werbung sofortige Abhilfe der Beschwerden. Ganz unbedenklich ist es freilich nicht.

 

 

Sinnvoller ist nicht selten die direkte Applikation eines Medikaments exakt an den Ort, an dem es gebraucht wird –  über eine Spritze. Davor schrecken viele Patienten zurück, auch wenn die Ängste unbegründet sind. Auf diese Weise aber kann der geschulte und erfahrene Arzt den Wirkstoff zielgerichtet an den Schmerzpunkt, bzw. die Entzündung, einbringen. Es gibt keine Umwege, welche der Wirkstoff erst überwinden muss. Auch die Menge des  Wirkstoffes kann geringer sein und doch einen größeren Effekt haben. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit mehrere Wirkstoffe effektiv zu kombinieren, um die Behandlung positiv zu verstärken. Eine solche Medikamentenabstimmung und Injektion kann nur durch einen Arzt erfolgen. Der Betroffene muss somit vielleicht eine gewisse Wartezeit für einen Termin beim Arzt in Kauf nehmen, erhält dafür aber eine effektive Behandlung ab dem Moment der Applikation.

 

Meine persönliche Meinung als Orthopäde mit jahrelanger Erfahrung ist, dass Schmerzsalben in bestimmten – vor allem minder schweren – Fällen durchaus helfen können. Es genügt aber nicht, sich dauerhaft auf die „Eigendiagnose“ und „Selbsttherapie“ zu verlassen. Hinter Rückenschmerzen steckt nicht selten auch eine spezifische Ursache. Unbemerkt und somit nicht effektiv genug behandelt, können Symptome immer schlimmer werden.

Wenn Schmerzen stärker werden oder bereits sehr stark sind, wenn Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Extremitäten einsetzen oder wenn die motorischen Fähigkeiten wie Gehen oder Stehen beeinträchtigt sind, sollten Betroffene sich nicht alleine auf Salben verlassen, sondern die Ursache durch einen Orthopäden abklären lassen.

Der erfahrene Arzt kann durch eingehende Untersuchung und Diagnostik die eigentliche Ursache der Schmerzen feststellen und richtig behandeln. Bei Ursachen wie einem Hexenschuss oder einem Bandscheibenvorfall, können durch die gezielte Applikation von Wirkstoffen in  richtiger Konzentration an der richtigen Stelle diese sehr schnell einwirken und die Schmerzen lindern. Durch die Schmerzreduktion kann die Muskulatur entspannen und die Schonhaltung weichen. Der Teufelskreis von Schmerz, Muskelverspannung und Fehlhaltung kann hierdurch schneller durchbrochen werden als mit anderen Applikationsformen. Vor allem aber wird durch die ärztliche Diagnostik sichergestellt, dass keine schwerwiegenden Ursachen unbehandelt bleiben und gravierende Verläufe so verhindert werden.

Bewahren Sie Haltung

Ihr J. Ohnsorge